Als Psychotherapie werden Formen der Behandlung psychischer Störungen bezeichnet. Das Ziel ist dabei, seelische Problematiken gemeinsam mit dem Klienten so zu bearbeiten, dass ein Umgang mit ihnen möglich und die eigenständige Lebensführung wieder hergestellt bzw. erhalten wird. Je nach Psychotherapieverfahren kann es zum Beispiel darum gehen, bislang ungelebte Anteile der Persönlichkeit und schöpferische Potentiale zugänglich zu machen, schwierige Situationen in der Kindheit und die damit verbundene seelische Entwicklung aufzuarbeiten, eingefahrene Denkmuster zu erkennen und zu reflektieren oder auch nur neue Verhaltensweisen einzuüben.
Das für diesen Bereich maßgebliche Psychotherapeutengesetz (PsychThG) definiert Psychotherapie so: „jede mittels wissenschaftlich anerkannter psychotherapeutischer Verfahren vorgenommene Tätigkeit zur Feststellung, Heilung oder Linderung von Störungen mit Krankheitswert, bei denen Psychotherapie indiziert ist.“ „Störungen mit Krankheitswert“ sind alle diejenigen Störungen, die in der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10, Kapitel V (F)) aufgeführt sind. Diese beinhalten unter anderem Persönlichkeitsstörungen, Zwangserkrankungen, Ängste und Phobien, organisch bedingte psychische Störungen, Schizophrenie, Depression, Manie und andere mehr. Psychotherapie im Sinne des Psychotherapeutengesetzes (also innerhalb der sog. Heilkunde) darf nur von Psychologischen Psychotherapeuten, Ärztlichen Psychotherapeuten sowie Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten und eingeschränkt von Heilpraktikern für Psychotherapie ausgeübt werden.
Situationen oder Befindlichkeiten, die zwar als problematisch erlebt werden, aber keinen Krankheitswert besitzen (also nicht in der ICD-10 aufgeführt sind) – wie zum Beispiel viele soziale Konflikte, Sinnfragen, schwierige Entscheidungen – fallen nicht unter das Psychotherapeutengesetz. Aber auch sie können mit Psychotherapie behandelt werden. Sinnvoll ist Psychotherapie in solchen Fällen vor allem dann, wenn das Therapieziel in einer Entwicklung der Persönlichkeit und persönlicher Reifung besteht. Solche Form therapeutischer Arbeit (also außerhalb der Heilkunde) kann auch von anderen als den im vorigen Absatz genannten Personen geleistet werden. Sie wird dann nicht als Psychotherapie im engeren Sinne, sondern eher als Lebensberatung und Hilfe zur Persönlichkeitsentwicklung verstanden.
Zur Zeit werden die Kosten einer Psychotherapie von den Krankenkassen übernommen, wenn das Behandlungsverfahren zu einer der folgenden drei Gruppen gehört: zu den psychoanalytischen Verfahren (Psychoanalyse nach Freud, Analytische Psychologie nach Jung und Individualpsychologie nach Adler), zu den Verfahren der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie (die eine inhaltlich und von der Dauer her reduzierte Form psychoanalytischer Verfahren darstellen) oder zur Verhaltenstherapie (die hauptsächlich lerntheoretisch und kognitiv orientiert arbeitet). Diese Verfahren gelten im Sinne des Psychotherapeutengesetzes als „wissenschaftlich anerkannt“ und sind daher kassenanerkannt. Niedergelassene Psychotherapeuten und Ärzte können auch das Autogene Training, die Progressive Muskelrelaxation und die Hypnose psychotherapeutisch einsetzen und abrechnen.
Darüber hinaus gibt es eine Fülle weiterer Psychotherapieverfahren, für die keine Kassenzulassung möglich ist. Ebenfalls sind die formalen Hürden für eine Ausbildung deutlich niedriger. Zu den bekanntesten Verfahren gehören die Gestalttherapie, die Gesprächspsychotherapie, die Kunsttherapie, das Psychodrama, die systemische Psychotherapie und die Körperpsychotherapie. Gemeinsam ist allen Psychotherapieverfahren die besondere Bedeutung der Beziehung zwischen Klient und Therapeut – therapeutische Arbeit ist zu einem wesentlichen Teil Beziehungsarbeit. Wichtig zu wissen ist aber auch, dass sich die einzelnen Verfahren in ihrer konkreten Arbeitsweise und auch in ihrem zugrunde liegenden Menschenbild unterscheiden. Für Anbieter wie für Interessenten eines Verfahrens der Psychotherapie ist es daher empfehlenswert, sich mit den jeweiligen Menschenbildern und Seelen-Begriffen (wenn vorhanden) zu beschäftigen.