Ziel der Lerntherapie ist es, die Bedingungen so zu verändern, dass das eigentliche individuelle Lern- und Leistungspotential des Kindes (wieder) zur Entfaltung kommen kann. Dabei geht es darum, für das Kind solche Bedingungen zu schaffen, dass es sein in ihm angelegtes Potential verwirklichen kann. Aufgabe des Lerntherapeuten ist es, die nicht entwickelten Fähigkeiten und Ressourcen, die das Kind – wie jeder Mensch – in sich trägt, zu entdecken und ihre Entfaltung zu ermöglichen. Dies geschieht einerseits durch die Veränderung der Rahmenbedingungen, in denen das Kind lebt, und andererseits durch Stärkung der Persönlichkeit des Kindes. Dazu gehören wesentlich Wertschätzung, Akzeptanz, Ermöglichung positiver Erfahrungen und die Vermittlung konkreter Methoden und Techniken.
Lerntherapie richtet sich in der Regel an Kinder und Jugendliche mit Lern- und Leistungsstörungen oder -schwächen. Sie greift dabei unter anderem auf Methoden aus der Systemischen Therapie, aus der Gesprächs-, Verhaltens-, und Gestalttherapie, aus der Heilpädagogik, Ergotherapie und Kinesiologie zurück. Hinzu kommen Elemente der Bewegung und der Entspannung sowie diagnostische Arbeitsdialoge, die sich auf die zu erlernenden Inhalte beziehen. Die genaue Vorgehensweise des Lerntherapeuten orientiert sich immer an den individuellen Voraussetzungen des betroffenen Kindes oder Jugendlichen, dessen Bedürfnissen, Problemen und Stärken und an den vereinbarten Zielen der Lerntherapie. Sie kann als Einzel- oder als Kleinstgruppentherapie durchgeführt werden und bezieht die das Kind oder den Jugendlichen umgebende Umwelt in die Arbeit mit ein (systemischer bzw. integrativer Ansatz).
Unter Lerntherapie verstehen wir die Anwendung therapeutischer Interventionsformen aus unterschiedlichen Therapierichtungen unter Einbezug einerseits von Praxiserfahrungen und andererseits von Forschungsergebnissen auf die beteiligten Personen im Umkreis eines Lernproblems, also auf die Kinder, die Eltern sowie das übrige Umfeld (Lehrer, Verwandte, andere Therapeuten usw.). Unsere lerntherapeutische Arbeit ist durch eine systemische Haltung geprägt. Sie ist sowohl ganzheitlich als auch individualisiert. Damit ist sie integrativ und geht gleichzeitig noch ein Stück weiter, indem sie im großen Maße die Umwelt einschließt und gestaltet. In der systemischen Lerntherapie tun wir eben dieses, und zwar konsequent, mit einem systemischen Verständnis der ablaufenden Prozesse und mittels der Arbeitsweise, wie sie sich in der systemischen Therapie bewährt hat. So sehen wir die systemische Lerntherapie als Fortschreibung der Entwicklung hin zu einem immer ganzheitlicheren Verständnis kindlicher Lernschwierigkeiten.