In der sozial-kognitiven Lerntheorie von Albert Bandura (1986, 1997) geht es um das Modelllernen. Dieser Begriff fasst als Oberbegriff eine Reihe von Phänomenen der Beeinflussung von Beobachtern durch Modelle zusammen. Anders gesagt geht es darum, dass jemand etwas Neues lernt, indem er es bei einem anderen beobachtet, also ohne dass er es zunächst selbst praktiziert. Inhaltlich haben wir es dabei nicht nur mit praktisch durchführbaren Verhaltensweisen, sondern z. B. auch mit dem Umgang mit Emotionen, dem Erwerb kognitiver Kompetenzen, dem Erlernen von Regeln und der Auffassung und Beurteilung der Realität zu tun. Das Konzept unterstreicht die Bedeutung der Vorbildfunktion – z. B. der von Eltern für ihre Kinder und von Therapeuten für ihre Klienten, bezogen auf alle möglichen Aspekte des Lebens.
Ob man das, was man durch ein Modell gelernt hat, aber auch tatsächlich praktiziert, hängt von weiteren Faktoren ab – nicht zuletzt davon, ob man es sich überhaupt zutraut, die neue gelernte Handlungsmöglichkeit auszuführen (s. Selbstwirksamkeit).